Beschluss: Gute Bildung braucht qualifizierte Lehrer*innen – Quereinsteiger*innen-Programm massiv zurückfahren, Referendariatsplätze konsequent ausbauen!

Der folgende Antrag wurde von uns Jusos Neukölln auf der letzten Landesdelegiertenkonferenz (LDK) der Jusos Berlin geschickt und dort beschlossen. Er wird nun auf den nächsten Landesparteitag (LPT) der SPD Berlin geschickt. 

Gute Bildung braucht qualifizierte Lehrer*innen – Quereinsteiger*innen-Programm massiv zurückfahren, Referendariatsplätze konsequent ausbauen!
Wir fordern die sozialdemokratischen Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhaus und des Senats auf:
• Sicherzustellen, dass das landesweite Programm für Quereinsteiger*innen in den Berliner Schuldienst nicht dazu führt, dass reguläre Referendariats- und Lehramtsanwärter*innen verdrängt werden.• Die Zahl der ausfinanzierten Studien- und Referendariatsplätze in den kommenden Jahren so aufzustocken, dass die Einstellung von Quereinsteiger*innen wieder der Ausnahmefall im Berliner Schuldienst werden kann. Das heißt, dass mit der Aufstockung der Referendariatsplätze auch die Seminarplätze entsprechend aufgestockt werden.

Begründung:
Für das Schuljahr 2014/2015 wurden 2000 neue Lehrer*innen eingestellt. 500 dieser Stellen wurden durch Quereinsteiger*innen besetzt, die nicht über eine abgeschlossene Ausbildung zur Lehrkraft verfügen. Im Rahmen eines berufsbegleitenden Referendariats haben Quereinsteiger*innen an Oberschulen wöchentlich 19 Stunden und an Grundschulen wöchentlich 21 Stunden eigenständigen Unterricht zu geben und sind nach dem erfolgreichen Abschluss vollwertige und gleichgestellte Lehrer*innen.
Dieser Antrag richtet sich nicht gegen Quereinsteiger*innen, die in den meisten Fällen mit einem sehr engagierten und motivierten Anspruch ihre neue Lehrer*innentätigkeit ausüben möchten. Doch aus einer gesamtgesellschaftlichen und bildungspolitischen Verantwortung heraus ist es im höchsten Maße fahrlässig, ein Viertel der neu eingestellten Lehrer*innen durch Quereinsteiger*innen zu besetzen.
International anerkannte empirische Studien (durch Bildungsforscher*innen wie John Hattie oder Andreas Helmke) belegen klar den direkten Zusammenhang zwischen Unterrichtsqualität und Lehrer*innenprofessionalität. Kurzum: Gute Bildung braucht qualifizierte Lehrer*innen!
Angesichts der wachsenden bildungspolitischen Probleme und Herausforderungen in Berlin dürfen die Verantwortlichen sich nicht dazu verleiten lassen, die massenhafte Einstellung von Quereinsteiger*innen als Lösung auf den Lehrer*innenmangel anzusehen. Vielmehr muss die Zahl der jährlichen Referendariatsplätze massiv ausgebaut werden.
Auch wenn der eigene berufliche Anspruch der meisten Quereinsteiger*innen sicherlich sehr hoch sein wird, gehört eben auch zur Wahrheit dazu, dass Quereinsteiger*innen nicht die bildungspolitischen Probleme in Berliner Schulen lösen, sondern bei Neueinstellungen in diesem Ausmaß, die Bildungsmisere in Berlin weiter verschärfen werden.
Daher ist der wichtigste Grund gegen diese Entwicklung die Aufrechterhaltung und Gewährleistung der Bildungsqualität für die heranwachsenden Generationen in Berlin. Die Kinder und Jugendlichen Berlins haben einen Anspruch auf die bestmögliche Bildung und Förderung – dieser kann nicht durch das Auffüllen der wachsenden Personallücke mit Quereinsteiger*innen gewährleistet werden.
Des Weiteren zeugt die massenhafte Einstellung von Quereinsteiger*innen von einer erheblichen Geringschätzung der Rolle der Lehrerbildung für Bildungsqualität seitens der zuständigen Bildungspolitiker*innen. Angesichts der wachsenden Zahl an in Berlin ausgebildeten Lehramtsabsolvent*innen, die Berlin nach dem Studium verlassen, um in andere weitaus attraktiveren Bundesländern als Lehrer*innen zu arbeiten, ist es dringend notwendig dem Lehrer*innenberuf in Berlin wieder zu einer höheren gesellschaftlichen wie bildungspolitischen Stellung zu verhelfen. Die massenhafte Einstellung von Quereinsteiger*innen läuft diesem Anspruch entgegen und führt außerdem dazu, dass das Ansehen Berlins als Arbeitgeber*in für Lehramtsabsolvent*innen bundesweit weiter sinken wird.
Gleichzeitig möchten wir uns nicht völlig gegen die Einstellung von engagierten und qualifizierten Quereinsteiger*innen stellen. Dieser Weg soll weiterhin offen stehen, doch sprechen wir klar dafür aus, den Anteil von Quereinsteiger*innen im Lehrer*innenkollegium möglichst gering zu halten, weshalb wir uns deutlich für eine Deckelung aussprechen.

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